Nebenzeit im Zwischenraum
Hektisch erreiche ich die Bushaltestelle. Blick zur Anzeigetafel: Bus Nr. 5, 2 min. Intuitiv greife ich zum Smartphone. Mit einem Wisch ist das Ticket gekauft. Um 14 Uhr wird ein Regenschauer erwartet, das Paket 02817 wird heute zugestellt, fünf ungelesene Nachrichten. «Soll ich dich dann um 17.50 Uhr abholen?» Woher will ich wissen, ob ich in fünf Tagen um diese Uhrzeit parat stehen kann? Ich verschliesse meine Ohren mit den AirPods, tippe auf die «Für dich erstellt»-Playlist und öffne die News App. Der Bus fährt ein [...]
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[...] Die Endstation ist erreicht. Ein Teil der To-dos des Tages ist erledigt. Ich bin über aktuelle Weltgeschehnisse informiert und habe mich sozial ausgetauscht «sinnvoll» genutzte Zeit. Woher kommt aber diese innere Unruhe? Wo ist der Raum zwischen meiner Wohnung und dem Arbeitsort geblieben? Die begehbare Rauminstallation mit dem Titel Nebenzeit im Zwischenraum in der Ausstellung «Soft Corners Hard Clouds» im Bell-Areal setzt sich mit der Komplexität unseres Alltags auseinander. Untersuchungsort ist der öffentliche Verkehr. Videoprojektionen mit dem Blick aus dem Fenster, in den Innenraum und auf die Smartphone-Oberfläche beginnen sich zu überlagern. Die auf- und abbauende Bild- und Soundspur pendelt zwischen Reizüberflutung und Monotonie. Der Raum, der sich zwischen Abfahrt und Ankunft auftut, bietet die Möglichkeit zur Reflexion über Themen wie Beschleunigung, Verschränkung von analogen und digitalen Welten, Langeweile, Multitasking und geht dabei dem Gefühl dieser inneren Unruhe nach.
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