Eine Reise im Wohnwagen beginnt mit dem Wunsch, dem Alltag zu entkommen und die Natur zu erleben. Zweifellos ist das Camping Seefeld mit seiner idyllischen Lage direkt am Sarnersee und dem benachbarten Naturschutzgebiet dafür zu jeder Jahreszeit ein idealer Ort. Das Leben auf dem Camping entwickelt eine eigene soziale Dynamik. Es gibt temporäre, aber auch dauerhafte Nachbarschaften mit halbprivaten Zonen, und wichtige Räume werden gemeinschaftlich benutzt. Der übrige Raum ist im Standard von 8×10 Metern parzelliert. Die eigene Parzelle richtet man möglichst ökonomisch ein und kann sie nach eigenen Vorlieben individuell gestalten. Für die meisten Camper ist der Wohnwagen ein kompletter zweiter Haushalt, ein Schneckenhaus, in dem sie mit grosser Hingabe selber Hand im Um- und Ausbau anlegen. Insgesamt ähnelt so ein Camping einer Wohnsiedlung von der Art einer gated community. Der Automat, den Alice Kolb am Camping Seefeld installiert hat, spiegelt dessen Gestalt und Transparenz bzw. Opazität. In ihm liegen ordentlich gestapelt kleine Boxen – bereit zum Kauf. Sie enthalten die Kondensate aus den Beobachtungen vor Ort und den Gesprächen mit den Gästen. Jede Box repräsentiert das Leben auf einer bestimmten Parzelle in der Zeit vom Februar bis Juni 2013. Analog dazu, wie sich Strukturen und Neigungen der Menschen aus ihrem Alltag auf den Campingplatz verlagern und dort ausprägen, transponiert Alice Kolb diese mit ihren Mitteln in den Automaten, vom sich Installieren auf Zeit bis zur Abreise, wenn eine Box gekauft wird.