Glitchig*
Beine, die mit dem Hintergrund verschmelzen. Fersen, aus denen Absätze wuchern. Schamlippen, die Hände besitzen. Brüste, die aus Knien wachsen. Torsos, die sich verdoppeln. Füsse, die zu dritt gehen. Bauchnabel, aus denen Pupillen starren. Gesichter, die gar nicht erst vorhanden sind, und lange, seidige Haare.
Auf bildgenerativen Plattformen erschienen sie einfältig: gross, schlank, jung, mit langen Haaren, auf hohen Schuhen, mit perfekter Haut und einem leeren Blick. Ein Klischee, das sich schein- bar unaufhörlich wiederholte. Die Ausgaben waren so erstaunlich ähnlich, dass die «Frau» darauf mir irgendwann bekannt vorkam. Sie entwickelte eine Persönlichkeit, und ich konnte nicht anders, als Mitleid für sie zu empfinden. Tag für Tag zwang ich sie in unnatürliche erotische Posen, liess sie Absätze tragen, die an ihren Fersen zu haften schienen, während sie mir emotionslos entgegenblickte. Doch wer war diese Person wirklich? War ich die böse Schöpferin, die sie mit einem Prompt erschaffen hatte? Waren wir es, die das Netz mit solchen Darstellungen fütterten? Oder steckten die Präferenzen des Entwickelnden hinter diesen Darstellungen?
Während der Recherche erwisch- te ich mich dabei, wie ich regelrecht darauf war- tete, eine fehlerhafte Ausgabe der KI anzutreffen. Ich gewann in diesem Moment den Kampf gegen die Maschine, gegen den Algorithmus, gegen die Entwickelnden und gegen das Bild einer Frau, welches die Gesellschaft über die vergangenen Jahre hinweg entstehen liess.
Glitchig verwendet den Glitch – den Fehler in der Bildgenerierung – als künstlerisches und kritisches Instrument zur Subversion von Stereotypen und Idealen.
*BZW. SCHLÜPFRIG
DANK
Ich danke der KI für die Zusammenarbeit und dafür, als Spiegel unserer Gesellschaft zur Verfügung zu stehen. Ausserdem danke ich meinen Kommilitoninnen für die Diskussionen, welche meine Position schärften, und den Personen in meinem Umfeld für die Geduld und Mithilfe zur Fertigstellung dieses Projekts.