Dort, wo wir glauben nichts zu finden, weil es nichts zu geben scheint, dort stossen wir auf verschiedene informelle Phänomene, die der Kontrolle, den Machtverhältnissen und Reglementierungen sanft zu trotzen scheinen und die Grenzziehungen subtil überschreiten.
Zwei Mädchen veranstalten ein Picknick mitten auf einer Quartierstrasse und nehmen diese temporär ein. Eine Pflanze wandert vom Garten hinaus aufs Trottoir und überschreitet die Grenze ihres Territoriums. Es wird mit Fahndungsblättern nach der Katze gesucht. Eine Abkürzung wird immer und immer wieder genommen, weil offizielle Wege wie Umwege erscheinen.
Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner erfinden in ihrer alltäglichen Praxis, durch kleine Verschiebungen und Gesten, neue räumliche Möglichkeiten und setzen sich über vorgegebene Strukturen des öffentlichen Raums hinweg. Es sind räumliche Möglichkeiten von inhärenter Fragilität – geduldete Randphänomene, für die keine Regularien existieren und deren Wert als Freiraum bis jetzt nicht diskutiert wurde.
Die Sichtbarmachung dieser auf den ersten Blick kaum wahrgenommenen Phänomene ermöglicht ein Nachdenken über die Umdeutung, Aneignung und Transformation städtischer Räume.