Abstract
Jedoch sind Pflanzen überall, und sie spielen heute eine bedeutende Rolle in den ethischen, ästhetischen, philosophischen und sozialen Diskussionen: Sie bekommen dadurch eine lebendige Wirkkraft, die über ihre Ästhetische oder Biologische Form hinausgeht. Immer mehr verstärkt sich gleichzeitig auch das Bedürfnis nach funktionierenden Gemeinschaften, in denen alle Lebewesen zusammenleben könnten. Dieses erwachsende Interesse an Pflanzen ist eindeutig mit dem Schlagwort des Anthropozän verknüpft, und somit werden Menschen und Pflanzen mehr und mehr
miteinander konfrontiert. Nach diesen Überlegungen rückt das Projekt „Plantacene“ den Menschen in den Hintergrund, stellt die Pflanzen in den Mittelpunkt und lenkt den Blick somit auf die pflanzliche Grundlage der westlichen Kultur.
Artistbook
Ausgehend von einer persönlichen Dringlichkeit, Erkenntnisse über Pflanzen unter Einbezug von wichtigen Positionen im Feld Biologie, Wissenschaft,
Philosophie und Kunst zu erfahren, entsteht einerseits ein Artistbook. Das Ganze ist zuerst als einen Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Pflanzenwelt zu verstehen, wobei es um einen interdisziplinären Prozess der Analyse, des Sammelns und des Zeigens von pflanzenbezogenen Artefakten geht. Dank der Symbiose von Bild und Text kann das Publikum auf einfache Weise konkrete und trockenen Fakten über Pflanzen entdecken, die manchmal auf
politischen, selbstkritischen, naiven oder ironischen weise erzählt werden. Durch eine auktoriale und emotionale Perspektive lädt das Buch ein, sich Fragen zu stellen und über die eigene Rolle und Beziehung zur Natur neu nachzudenken.
Plantacene und Nova Brunnen
Das Projekt „Plantacene“ erweckt die Pflanzen anderseits auch durch eine Multimedia-Installation im Nova-Brunnen-Areal zum Leben. Durch ein großes projiziertes Panoramabild wird das Publikum eingeladen, die Beziehung seiner Körper mit den Körpern der Pflanzen in Anblick zu nehmen und über die eigene Rolle als Mensch in der Natur nachzudenken. Die projizierten bewegten Bilder stellen eine mediale Übertragung verschiedener großformatigen Tuschezeichnungen, die die Autorin während langer Residenzen in der Natur gemalt hat. Indem sie sich zeichnerisch mit Pflanzen auseinandergesetzt hat, könnte sie ihr anthropozentrisch geprägtes Weltbild hinterfragen und ihr Zusammenleben
mit anderen Spezies vertiefen.